Geschichte der Venentherapie

Die Geschichte der modernen Venentherapie begann im auslaufenden 19. Jahrhundert. In den 1890er Jahren formulierte Trendelenburg die Idee, dass Krampfadern aus Klappendefekten der Stammvenen entstehen können – die von ihm entwickelte Trendelenburg’sche Ligatur war der Beginn einer langen Reihe an Entwicklungen der zunächst rein chirurgischen Venentherapie. Die „schneidenden“ Therapiemethoden wurden im 20. Jahrhundert durch Stripping, Perforatorenphlebektomie und weniger invasiven Verfahren wie die Mikrophlebektomie erweitert.

Der Weg in Richtung schonendere Techniken konnte ab den 1980er Jahren mit der Entwicklung des Venösen Duplexultraschalls eingeschlagen werden. Ab diesem Zeitpunkt konnten in Echtzeit oberflächliche Venen und ihre Klappenfunktion unkompliziert dargestellt und behandelt werden. Gleichzeitig war die Entwicklung der Venensonografie auch ein Ansporn, das gesamte Beinvenensystem und nicht nur die sichtbaren Krampfadern erfolgreich zu behandeln.

Dies führte einerseits zu anspruchsvolleren chirurgischen „Umleitungs“-Techniken (CHIVA), andererseits zur sehr schonenden, jedoch bei großen Venen nicht immer erfolgreichen Schaumverödung.

Die eigentliche moderne Revolution der Venentherapie begann mit der Entwicklung endovaskulärer Methoden. Diese sind seit Jahrzehnten etabliert und funktionieren allesamt mit Kathetern, welche in die Venen vorgeschoben werden und diese von innen veröden, sodass der Körper sich ihrer entledigen kann. Die meisten endovaskulären Techniken vertrauen auf das kathetergestützte „Verkochen“ der Stammvene oder Krampfader, was zwar schonender ist als chirurgische Methoden, jedoch aufgrund der Hitzeentwicklung noch immer Risiken mit sich bringt. Diese „thermischen Ablationsmethoden“ erzeugen die benötigte Temperatur mittels Laser, Dampf, Radiofrequenz oder neuerdings Mikrowellen. Diese sind jedoch nicht in der Lage, überdurchschnittlich große Stammvenen zu verschließen. Für normal große Venen gibt es seit den 2010er Jahren den für immer im Körper verbleibenden Gewebskleber.

Alternativ zur Hitze- und Kleberverödung wurden im letzten Jahrzehnt zwei „kalte“ endovaskuläre MOCA-Systeme entwickelt, welche noch schonender als die thermischen Katheter wirken und von mir seit Jahren erfolgreich auch bei sehr großen Venen eingesetzt werden.

Als Zukunftsperspektive ist derzeit die Hochfrequenzultraschallmethode in Erprobung, für welche derzeit nur wenig Literatur verfügbar ist. Obwohl kein intravenöser Zugang notwenig ist, müssen erst Aufwand und Schmerzhaftigkeit dieser Hitzetherapie mit etablierten Alternativen verglichen werden. Diese Methode könnte sich jedenfalls zumindest als nichtinvasive Alternative zur CHIVA Methode etablieren.